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Stress trifft Migräne – Gastbeitrag von Sabrina Wolf

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Migräne. Mehr als "nur" Kopfschmerzen.

In Deutschland haben fast 18 Millionen Menschen Migräne und die Erkrankung ist sehr viel mehr als „nur“ Kopfschmerzen. Die Weltgesundheitsorganisation zählt Migräne völlig zurecht zu den stärksten behindernden Krankheiten.

Da ich selbst seit über 10 Jahren Migräne habe und unzählige Arztbesuche, medikamentöse und nicht medikamentöse Maßnahmen sowie einen Klinikaufenthalt hinter mir habe, liegt es mir am Herzen, dass die Krankheit mehr Aufmerksamkeit und Akzeptanz in der Gesellschaft erfährt. Ich möchte Dir in diesem Beitrag nicht nur ein wenige mehr über Migräne als Krankheit erzählen, sondern Dir auch einige Möglichkeiten an die Hand geben, wie Du Migräne vorbeugen kannst.

Die Grundlage für eine Leben mit Migräne ist, die Krankheit zu verstehen. Denn nur mit aktuellen Informationen kannst Du Wissen erwerben und die Verantwortung für Deine Gesundheit übernehmen!

Was ist Migräne?

Migräne ist eine komplexe, neurologische Erkrankung und es gibt viele verschiedene Migräneformen. In den meisten Fällen äußert sich Migräne in wiederkehrenden Attacken, die zwischen 4 und 72 Stunden dauern können. Während einer Migräneattacke tritt für gewöhnlich ein pulsierender oder pochender, meist einseitiger Kopfschmerz auf.

Begleitet wird der Kopfschmerz oft von Übelkeit, Erbrechen, Geräusch-, Licht- und/ oder Geruchsempfindlichkeit. Etwa 10% der Betroffenen haben zusätzlich als „Vorbote“ neurologische Störungen – die sogenannte Aura – wie z. B. visuelle Symptome, Sprachstörungen oder motorische Ausfälle.

Migräne zählt zu den primären Kopfschmerzen, welche nicht durch eine fassbare einzelne Ursache entstehen. Derzeit geht die Forschung davon aus, dass mehrere Faktoren die Ursache von Migräne begründen. Dies ist zum einen eine genetische Veranlagung sowie eine besondere Reizverarbeitung im Gehirn.

Das Gehirn von Migräne-Patienten nimmt nicht nur Reize schneller und früher auf, sondern verarbeitet diese auch schneller. Prof. Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel, vergleicht das Migräne-Gehirn mit einem Ferrari, der zwar schneller fährt als beispielsweise ein VW Polo, aber dadurch auch öfter einen Boxen-Stopp (also eine Pause) benötigt.

Migräne vorbeugen – welche Maßnahmen gibt es?

Wenn wir bei dem Ferrari-Beispiel bleiben, klingt die Vermeidung eigentlich recht simpel: öfter Pausen machen. Ganz so einfach ist es jedoch doch nicht, denn auf den Körper prasseln den gesamten Tag viele Reize ein, aber dazu komme ich später noch einmal.

Abgesehen von Medikamenten, welche die Abstände zwischen den einzelnen Attacken verlängern können, gibt es auch einige wissenschaftlich belegte nicht-medikamentöse Maßnahmen, um Migräne-Attacken vorzubeugen. Selbst, wenn Du vorbeugende Medikamente einnimmst, sollten die folgenden nicht-medikamentösen Maßnahmen Teil Deines Lebens sein.

Wie bei allen vorbeugenden Maßnahmen – egal, ob nicht-medikamentös oder medikamentös – sind die Erfolge nicht nach wenigen Tagen sichtbar. Du solltest die Maßnahmen mehrere Monate anwenden, um für Dich einen Effekt (und im besten Fall eine Wirkung) zu erkennen.

Regelmäßigkeit ist beim Leben mit Migräne enorm wichtig. Dazu gehört ein regelmäßiger Tagesablauf, also regelmäßige Mahlzeiten und regelmäßige Schlafenszeiten. Diese regelmäßigen Abläufe solltest Du auch am Wochenende einhalten.

Dass Sport sich generell positiv auf die Gesundheit auswirkt, muss ich an dieser Stelle vermutlich nicht erwähnen. Doch im Hinblick auf Migräne hat sich gezeigt, dass moderates Ausdauertraining, wie Radfahren oder Walken, einen Effekt zur Vorbeugung von Migräne hat. Suche Dir eine Sportart aus, die dir Spaß macht und beginne nicht von 0 auf 100. Du musst keinen Marathon laufen, wenn Du noch nie Joggen warst. Ein schneller Spaziergang oder eine entspannte Radtour ist zu Beginn völlig ausreichend. Aber der Sportart Deiner Wahl solltest Du mindestens zwei Mal wöchentlich für ca. eine halbe Stunde nachgehen.

Studien haben gezeigt, dass regelmäßiges Entspannungstraining die Häufigkeit der Migräneattacken um bis zu 45% reduzieren kann – das ist fast die Hälfte! Oft wird in diesem Zusammenhang die Progressive Muskelentspannung als Entspannungsmethode empfohlen, da sie einfach zu erlernen ist und der Entspannungserfolg schnell spürbar wird. Natürlich gibt es aber auch noch sehr viele andere Entspannungsverfahren, die Dich in den Zustand der Entspannung bringen. Wenn Du Dich eher nach einer ruhigen Methode sehnst, dann kannst Du neben der Progressiven Muskelentspannung Verfahren, wie die Meditation oder Autogenes Training ausprobieren. Kommst Du im Sitzen oder Liegen schwerer zur Ruhe, ist vielleicht Yoga oder Qi Gong als Entspannung in Kombination mit ruhigen Bewegungen etwas für Dich.

Was hat Stress und Entspannung mit Migräne zu tun?

Stress entsteht, wenn ein Reiz von außen im Körper Stresshormone auslöst. Uns alle treffen Reize tagtäglich und wir können sie nicht immer beeinflussen. Das Gehirn von Migräne-Betroffenen verarbeitet Reize anders. Du kannst Dir die Reizaufnahmen wie ein Regenfass mit Wasser vorstellen: ein Reiz nach dem anderen füllt das Fass und irgendwann läuft es über. Bei Migräne-Betroffenen folgt dann häufig die Migräne-Attacke.

Deshalb kann man auch nicht pauschal von Migräne-Triggern ausgehen, denn es kommt auf die Summe an. Wir sind diesem Prinzip jedoch nicht ausgeliefert: das Regenfass hat einen Hahn und diesen betätigst Du, indem Du Dir genügend Zeit für Entspannung nimmst und Dir im Alltag Pausen gönnst.

Natürlich gibt es auch Reize, auf die wir keinen oder nur einen beschränkten Einfluss haben, wie beispielsweise das Wetter, das Verhalten anderer Menschen uns gegenüber oder der weibliche Zyklus. Außerdem möchte ich Dich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass manchmal auch die Attacken kommen trotz ausreichender Pausen und regelmäßiger Entspannung – wir können nicht immer alles beeinflussen und an manchen Tagen macht unser Gehirn eben, was es möchte! Die Versteifung auf einzelne Trigger kann genau das Gegenteil von einer Migränevermeidung sein: Du machst Dir zu viel Stress.

Die Verantwortung für sich selbst…

Wenn ich in den letzten Jahren etwas gelernt haben, dann ist es, Verantwortung für mich zu übernehmen. Ich habe mir in den letzten Jahren – auch aufgrund meiner Arbeit – unglaublich viel Wissen angeeignet und mit vielen wirklichen Experten (führende Forscher und Mediziner im Hinblick auf Migräne) gesprochen. Zudem setze ich mich sehr reflektiert mit mir auseinander und kenne mich selbst gut. Aber trotzdem hat es eine Weile gedauert, bis ich mich getraut habe, für mich einzustehen.

Meinem eigenen Hausarzt oder der meiner Neurologin zu widersprechen bzw. ihre Aussagen kritisch zu hinterfragen, war für mich ein Prozess. Jedoch habe ich gelernt, dass mir die Verantwortung für mich selbst keiner abnimmt. Ich bin die, die sich schon ihr ganzes Leben kennt und die mit der Krankheit lebt. Auch hat es sehr lange gedauert, bis ich nicht jeden gut gemeinten Ratschlag von Bekannten oder auch Fremden (ohne Migräne) dankend angenommen habe. Inzwischen kann ich schlagfertig und kritisch darauf reagieren – aber auch das war ein Prozess.

Ich kann Dich nur von ganzem Herzen ermutigen, für Dich einzustehen und wünsche Dir alles Gute!

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Über Sabrina

Sabrina ist Entspannungstrainerin und Yogalehrerin. Da sie selbst seit über 10 Jahren an Migräne leidet, hat sie neben ihrem Gesundheitsblog sabrinawolf.de, den ersten Migräne Podcast im deutschsprachigen Raum „Unwetter im Kopf“ gegründet. In ihm und auf Instagram klärt sie über die neurologische Erkrankung auf und bietet Hilfe zur Selbsthilfe.

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